Mühlviertler Blaudruck ist immaterielles UNESCO Kulturerbe

Der Blaudruck ist eine jahrhundertealte Technik der Stoffveredelung. Ihr Geheimnis ist nur noch einer Handvoll Betrieben bekannt. Doch immer mehr Designer entdecken den Blaudruck für sich und wenden die Technik bis heute in Modekollektionen in Zusammenarbeit mit Blaudruck-Werkstätten an.
Unter Handblaudruck versteht man das Färben von zumeist Naturmaterialien mittels einer speziellen Drucktechnik. Die bis zu 250 Jahre alten Holzmodeln zeichnen sich durch regional inspirierte Muster aus. Während im 18. und 19. Jahrhundert die Technik des Blaudrucks in Mitteleuropa stark verbreitet war, existieren in Europa heute nur noch wenige Blaudruckwerkstätten.
Blaudruck als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt
Ende März 2018 bestätigte die österreichische UNESCO-Kommission das Ansuchen der Familie Wagner, den Mühlviertler Blaudruck in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Es ist erst die 4. Eintragung mit Österreich-Bezug. An der Einreichung waren neben Österreich auch Deutschland, die Slowakei, Tschechien und Ungarn beteiligt.
Für die Färbermeisterin und ihren Mann Karl war das ein besonders emotionaler Moment. „Es hat sich ausgezahlt!“, sagt Maria Wagner, die das traditionsreiche Handwerk vor 17 Jahren von ihrem Schwiegervater übernommen hat. Freilich profitierte auch sie vom Trachten-Trend, der seit vielen Jahren ungebrochen ist.
„Damals war es schon fast ganz still geworden um den Blaudruck. Jetzt ist er wieder in Mode, da bin ich schon stolz.“
Maria Wagner, Färbermeisterin

Ende des 2017 hatte sich die Blaudruckerin überreden lassen, ihr Handwerk einzureichen. Also sammelte Maria Wagner Expertisen von Museen, Artikel und Unterstützungserklärungen. Das war ein großer Aufwand, aber es hat sich gelohnt – und hilft, diese Tradition vor der Vergessenheit zu bewahren. Immerhin ist sie die letzte Blaudruckerin Oberösterreichs – und eine von 2 in Österreich. Mühlviertler Blaudruck bedient sich Leinen und klassischer Motive aus der Region wie Hopfen und Ähren. Entscheidend bei der Aufnahme war, dass es sich um gelebtes Handwerk handelt – es muss also ausgeübt werden – was im Falle der Familie Wagner seit 4 Generationen geschieht.
Mühlviertler Blaudruck ist der letzte seiner Art
Einst gab es allein in Gutau 3 Färbereien und 17 im gesamten Mühlviertel – noch immer zeugen große Färberhäuser und auch Straßenbezeichnungen davon. Heute sind die Wagners die letzten in Oberösterreich, aber das Wissen wird weitergegeben. Gemeinsam mit tschechischen, ungarischen und deutschen Blaudruckern soll das Handwerk auch als europäisches Kulturerbe positioniert werden.
Laut österreichischer UNESCO-Kommission gibt es in Österreich nur noch 2 Familienbetriebe: Original Blaudruck Koó (Burgenland) und Blaudruckerei Wagner in Bad Leonfelden im Mühlviertel, ebenso in Tschechien, in der Slowakei seien noch 3, in Ungarn 6 Familien-Blaudruckereien aktiv. Die größte Gemeinschaft an Blaudruckern in Europa besteht in Deutschland, wo noch 12 Werkstätten bestehen.
Handblaudruck ist aufwendiges Verfahren
Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) sieht in der Aufnahme „ein weiteres starkes Zeichen, dass Österreichs kulturelles Erbe vielfältig und zeitlos ist“. – „Der Handblaudruck ist ein wichtiger Teil der österreichischen und europäischen Handwerkstradition“, wird Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, in einer Aussendung zitiert. „Die Handwerkstechnik des Blaudrucks ist leider zunehmend vom Verschwinden bedroht, wir hoffen, dass die internationale Würdigung dieser Tradition zu neuen Impulsen und Aufmerksamkeit verhilft.“
Derzeit sind aus Österreich neben dem Blaudruck die Falknerei, das Imster Schemenlaufen und die Hohe Schule und Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule auf der Liste vertreten. Über eine weitere Einreichung aus Österreich – diesmal gemeinsam mit der Schweiz – soll in Mauritius entschieden werden. Es geht dabei um das Wissen im Umgang mit der Lawinengefahr.
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO die Förderung, Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen.
- Presseartikel der UNESCO: www.unesco.de/aktuelles/blaudruck-als-immaterielles-kulturerbe-der-menschheit-ausgezeichnet
- Bericht in der OÖ Nachrichten: www.nachrichten.at/kultur/Blaudruck-als-immaterielles-Kulturerbe-der-UNESCO-anerkannt
- Artikel zum Mühlviertler Blaudruck: www.muehlviertel.at/ausflugstipps/kunst-kultur/muehlviertler-blaudruck

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