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Die Tischlerin und „ihre“ Blinden

Die Tischlerin und „ihre“ Blinden

Die Tischlerei von Rita Katzmaier in Reichenthal hat sich auf Einrichtungen für blinde Kunden spezialisiert. In einem ausführlichen Bericht im Standard wird die engagierte Unternehmerin vorgestellt:

„Meine Blinden“ nennt die Mühlviertler Unternehmerin ihren ganz speziellen Kundenkreis gern liebevoll. Es offenbart die emotionale Bindung: „Mir geht es da nicht um einen lukrativen Geschäftszweig, es ist eine echte Herzensangelegenheit für mich.“

Unsicherheit als Impuls

Alles beginnt mit einem Besuch bei einem blinden Kunden vor gut zwanzig Jahren: „Ich bin mit meinem Vater, der damals noch das Unternehmen führte, dort hingefahren – und wollte in der Haustüre gleich wieder umdrehen. Ich habe überhaupt nicht gewusst, wie ich mit der Situation umgehen soll.“ Doch umdrehen und wegschauen entspricht so gar nicht dem Naturell der Firmenchefin, dreifachen Mutter und ehrenamtlichen Rettungssanitäterin. Mit der Übernahme des 1860 gegründeten Tischlereibetriebs, der immer in Frauenhand war, vor etwa 15 Jahren positioniert die 40-jährige Tischlermeisterin das Unternehmen als Einrichtungshaus für Blinde und Sehende. Und Katzmaier wird dadurch auch zur Modellbauerin: „Pläne, Animationen am Computer und Prospekte kann man bei blinden Kunden gleich einmal vergessen.

Wir fertigen Modelle ganzer Räume im Maßstab 1:10 an.“ Begreifbare Möbel nennt die Tischlerin ihre liebevoll gestalteten Puppenhäuser. Bei den Materialien setzt die Mühlviertlerin stark auf jene Holzarten, die eine ausgeprägte Oberflächenstruktur und damit eine ideale Haptik mitbringen. Und es gehe immer darum, Gefühle zu wecken. Katzmaier: „Versuchen Sie einmal, die Farbe Hellblau einem Menschen zu beschreiben, der noch nie zuvor den Himmel und das Meer sehen durfte. Das funktioniert nur, wenn Sie Emotionen wecken.“ So ist eben dann Dunkelrot „eine Farbe wie guter Rotwein“.

Teppich und Bild dazu

Geschult ist in dem Mühlviertler Traditionsbetrieb, der im Jahr gut eine Million Euro Umsatz macht, aber nicht nur die Chefetage. „Ohne mein Team würde es nicht gehen. Und wir mussten alle dazulernen. Nicht nur im direkten Kontakt, auch im Handwerkeralltag. Du kannst zum Beispiel in der Wohnung eines blinden Kunden nicht den Montagekoffer mitten im Raum stehen lassen“, erzählt Katzmaier im Standard-Gespräch. Und weil viele Blinde oft nicht nur ein neues Möbelstück benötigen, sondern gleich eine komplette Wohnberatung, kümmert sich Katzmaier auch um den passenden Teppich und das perfekte Wohnzimmerbild. Hier kooperiert die Unternehmerin mit einer Künstlerin aus Bad Ischl, die begreifbare Bilder malt. (Markus Rohrhofer, 20.7.2017) – derstandard.at

Foto: katzmaier/rauchtobler

Kontakt: www.einrichtungsteam.at

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